
Stell dir vor, du wohnst in deinem Traumhaus. Du schläfst im Kingsize-Bett, badest in einer Whirlpool-Wanne, frühstückst exquisite Köstlichkeiten und tobst dich in deinem Fitness-Raum aus. Ab und an kommt eine riesige Kreatur vorbei, die du zwar nicht verstehst, aber die deine einzige Bezugsperson ist. Kein anderer Mensch ist da. Niemand, mit dem du deine Sachen teilen kannst. Niemand, dem du von deinem Tag erzählen kannst. Du bist mutterseelenallein. Wie würde dir das gefallen?
Es liegt in den Genen – Sozialverhalten von Farbratten
Ratten gehören zu den sozialsten Lebewesen auf der Erde. Das bedeutet, dass ihre angeborene Verhaltensweise zu 100 % auf die Reaktion und Aktion ihrer Artgenossen abzielt. Ihr Bedürfnis nach harmonischem Zusammenleben sowie ihr rivalisierendes Verhalten kann niemals abgewöhnt werden. Dank dieses ausgeprägten Familiensinns ist die Ratte ein perfektes Erfolgskonzept der Evolution. Es bietet Schutz, Nahrung, Fürsorge und vor allem Überleben.
Zu den sozialen Interaktionen gehören:
Sexualverhalten: Farbratten werden bereits wenige Wochen nach der Geburt geschlechtsreif (ca. 4te bis 6te Woche) und können sich ab diesem Zeitpunkt erfolgreich vermehren. Weibchen sind im Durchschnitt alle 5 Tage für einige Stunden sowie direkt nach der Entbindung empfängnisbereit. Bei einer Tragedauer von etwa 21 Tagen und einer Wurfanzahl von bis zu 14 Babys wächst das Rudel schnell.
Geburts- und Aufzuchtsverhalten: Die frisch geborenen Jungen werden sofort von der Mutter trocken geleckt. Totgeburten und lebensschwache Junge werden innerhalb von 3 Tagen gefressen. Der Begriff „Löwenmutter“ wäre für Ratten untertrieben, denn sie verteidigen ihre Babys nicht nur aggressiv, sondern sie kümmern sich zudem um Waisenkinder oder Babys anderer überforderter Mütter der eigenen Gruppe.
Territorialverhalten: Das Wohlergehen des Rudels geht über alles. So verteidigt das dominante Männchen aggressiv den in Besitz genommenen Lebensraum gegenüber Fremden, die sowohl Artgenossen als auch Andersartige sein können.
Aggressionsverhalten und Rangordnung: Farbratten verhalten sich in der Regel nur dann aggressiv, wenn die soziale Rangordnung geklärt werden muss oder sie sich bedroht fühlen. (Farbratten in Einzelhaltung sind aufgrund von entwickelten Verhaltensstörungen häufig aggressiv.)
Körpersprache: Ratten drücken eine Vielzahl von Emotionen und Zuständen durch ihre Haltung aus, die Artgenossen sofort deuten und zuordnen können. Gefühle wie Freude, Neugier, Angst und Unbehagen übermitteln sie durch eindeutige physische Signale wie Putzen, Springen, Fellsträuben oder Schwanzzittern. Dieses Verhalten ist teils angeboren und teils erlernt.
Lautsprache: Neben der Körpersprache dienen unterschiedlichste Lautäußerungen zur Kommunikation. Viele dieser Geräusche sind für uns Menschen nicht hörbar, da sie im Ultraschallbereich ausgestoßen werden. Besonders isolierte Tiere versuchen sich auf diese Weise zu verständigen, da sie die Lautsprache nicht von ihren Artgenossen in der Interaktion erlernen konnten.
Mein Fazit
Wie du siehst, zielt das Sozialverhalten von Farbratten auf die Interaktion mit Artgenossen ab. Ein ichbezogenes Verhalten gibt es bei Ratten nicht im eigentlichen Sinne. Aus diesem Grund kann die Einzelhaltung von Farbratten nur als Tierquälerei bezeichnet werden.
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